Trennungsschmerz und Verlustängste beim beginnenden ersten Besuch des Kindergarten

Trennungsschmerz

Immer jünger werden die Kinder bei ihrem Eintritt in den Kindergarten. Unter einem viel zu knappen Personalschlüssel kommt es dort oft zu dramatischen Szenen. Verzweifelt klammert sich das kleine Kind bei der Übergabe schluchzend an seine Mutter.
Mutter oder Vater beschleicht eine Vorahnung: „Wie soll das funktionieren, schafft mein Kind den Übergang überhaupt ohne Trauma?“
Die Eltern sollten dem Kind dabei unbedingt die Zeit geben, die es braucht, um von selbst loszulassen. Sobald das Kind zur Trennung bereit ist, wird es sich von selbst lösen. Dieser Eintritt in den Kindergarten ist für die Eltern, wie auch für die Kinder ein sehr schwieriger Übergang in eine neue Phase des Miteinander, denn es ist meist die erste Trennung von seiner Mutter.
Bringen die Eltern es über sich, das verzweifelte Kind in der Obhut der Erzieherin zurückzulassen, ist das für das Kind und die Eltern schmerzhaft. Häufig plagt die Eltern das „schlechte Gewissen“, welches ja zum Teil auch eine Äußerung ihres eigenen Trennungsschmerzes ist. Viele Eltern fühlen eigentlich, dass sie ihrem Sprössling mit so einer schmerzhaften Trennung meist zu viel zumuten, doch häufig zwingen sie finanzielle Umstände und auch die Berufswelt lässt den meisten Eltern wenig Spielraum. Meist hört das Kind mit dem Weinen auf, sobald die Eltern gegangen sind.
Leider resignieren viele Kinder und werden schweigsam. Andersherum, wenn es gut läuft, hören Kinder tatsächlich auf zu schluchzen und es ist tatsächlich wirklich gut – das Kind vertieft sich ins Spiel mit den anderen Kindern im Hort und fühlt sich dort aufgehoben, vorausgesetzt es hat auch eine nahe Beziehung zu den Erziehern.
Es ist sehr schwierig und setzt eine sehr gute Beobachtungsgabe voraus, zu unterscheiden, ob das Kind jetzt resigniert hat und seinen Schmerz einfach verdrängt oder ob es wirklich gut ist und das Kind sich im Hort geborgen fühlt.
Leider ist häufig das Beenden des Weinens eine „Notreaktion“. Das Kind gibt auf, da es sich ohnmächtig fühlt, es hat eben keine andere Möglichkeit, als im Hort zu bleiben. Selbst, wenn es einfach mit dem Weinen aufhört und die Eltern dem Kind äußerlich nichts anmerken, so geht es dem Sprössling nicht besser als vorher. Im besten Fall sollten die Eltern es ganz und gar dem Kind überlassen, den Zeitpunkt des Abschieds selbst zu bestimmen. Häufig ist das leider im Alltag nicht einzuplanen, die Eltern müssen zur Arbeit und sogar die Erzieher raten ihnen, zu gehen, weil es erst einmal einfacher ist für den Hort, da die Erzieher sich auch noch um andere Kinder kümmern müssen, da der Personalschlüssel häufig sehr klein ist.
Die Trauer über den Verlust anerkennen
Es sollte unerlässlich sein, dass die Eltern und auch die Erzieher den Trennungsschmerz des Kindes verstehen und achten. Im besten Falle sollte das Kind noch länger mit den Eltern geborgen zusammen sein und getröstet werden. Hierbei ist häufig auch die innere Haltung wichtig, man sollte daran glauben und es dem Kind zutrauen, dass es sich tatsächlich von selbst lösen kann. Häufig braucht es nur etwas mehr Zeit und die Kinder können sich lösen. Falls sie sich jedoch weiterhin an Mutter oder Vater klammern und nicht loslassen können, ist das ein Signal, dass sie wirklich mit dem Abschied der Eltern überfordert sind, dies darf auf keinen Fall mit einer Trotzreaktion verwechselt werden.
Falls Eltern in der Situation dennoch fortgehen müssen – hilft zumindest ein wenig Verständnis
Leider bleibt den Eltern häufig keine andere Wahl, als das schluchzende Kind im Hort alleine zu lassen. In der Regel ist dem Kind schon sehr geholfen, wenn Mutter und Vater den Schmerz ihres Kindes Ernst nehmen und nicht als ein Austesten einstufen.

Meist sind viele von uns Erwachsenen selbst auf eine Art und Weise erzogen worden, bei der ungeduldige Eltern leider unsensibel mit für das Kind essenziell wichtigen Situationen umgegangen sind. Es besser und anders zu machen ist dann manchmal gar nicht so einfach. Unsere eigene Erziehung versucht uns dazu zu drängen, es ähnlich wie unsere Eltern zu machen. Vielen Eltern hilft es, sich bewusst zu machen, wie sie sich selbst in dieser Lage gefühlt haben. Häufig hilft es, nicht zu schnell zu reagieren sondern erst einmal durch zu atmen. Es geht darum, sich wirklich bewusst zu machen, das Kinder ein anderes Erleben haben und noch nicht auf die Erfahrungsvielfalt eines Erwachsenen zurückgreifen können. Für unsere Kinder ist dies tatsächlich häufig eine große, schmerzhafte erste Trennung von den eigenen Eltern.

Das Urheberrecht aller Artikel liegt bei Karim Hashim, www.psychodrama-hamburg.de

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